Hallo liebe Lesenden,
wir melden uns nach drei sehr schönen
Tage in El Dorado, wo wir (erneut) die Gastfreundlichkeit der
Australier genießen durften. Die Unterkunft für uns drei hatten wir
erneut über airbnb gefunden, und wir wurden mal wieder nicht
enttäuscht. Wir hatten ursprünglich nach einer Unterkunft rund um
Albury / Wodonga gesucht und schließlich in El Dorado gelandet,
einem kleinen Kaff bei Wangaratta. Die beworbenen Bilder versprachen
schon eine schöne, gemütliche Unterkunft. Was uns dann aber in der
Realität erwartete, überstieg unsere Vorstellung deutlich. Ein
wunderschönes Cottage mit zwei Schlafzimmern, zwei Wohnzimmern,
einer großen Essküche und einem kleinen, behaglichen Bad. Wir
fanden nicht nur einen gefüllten Kühlschrank vor, sondern auch
einen feuerbereiten Kamin und reichlich Infomaterial zur Umgebung.
Zudem bietet Sandy, unsere Vermieterin, selbst geführte Weintouren
an, aber dazu gleich mehr.
Nach der Ankunft am Mittwochabend gab
es zunächst ein selbst gekochtes Abendessen, bevor wir den Resttag
gemütlich ausklingen ließen. Am nächsten Tag haben wir dann
angefangen die Umgebung zu erkunden. Zunächst ging es zur El Dorado
Dredge, einer unter Denkmalschutz stehenden, schwimmenden
Goldförderanlage. Man muss sich das Ganze als einen geduckten
Förderturm auf einem Floss vorstellen, der Mitte des 20.
Jahrhunderts in der Gegend genutzt wurde. Am einen Ende wird der
Grund des Flusses/Sees ausgebaggert, in der Mitte das Gold
herausgefiltert und am anderen Ende das Restmaterial wieder
abgelagert.
Im Anschluss zog es uns nach
Beechworth, einer ehemaligen Goldgräberstadt, in der das alte
Stadtzentrum noch schön erhalten ist. Ein bisschen Wilder Westen in
Australien mit historischen Gebäuden, wie etwa Bankgebäuden, die
einen extra Eingang zum „Gold Office“ aufweisen. Etwas abseits
entdeckten wir einen Antiquitätenladen in einer ehemaligen Kirche,
dessen Besitzer sich als Dieter Bach vorstellte. Er ist ein deutscher
Immigrant aus Köln, der seit 50 Jahren in Australien lebt und
wunderbare alte Möbel verkauft - hervorragend erhaltene oder
aufgearbeitete Stücke aus dem 19. Jahrhundert wie ein toll
gearbeiteter Sekretär aus rot-braunem Zedernholz oder eine gerade
verkaufte holländische Wanduhr aus dem Jahr 1820. Uns fehlte aber
dann doch das nötige Kleingeld und so ging es weiter nach
Wangarrata, wo wir den Restnachmittag in einem gemütlichen Café
verbrachten und dort zufälligerweise mit David ins Gespräch kamen,
der eigentlich nur ein paar Werbeplakate für ein Jazzfestival
aufhängen wollte, unser Gespräch auf Deutsch mitbekam und uns
daraufhin ansprach - eine Begegnung mit (positiven) Folgen, wie sich
noch herausstellen sollte. David berichtete uns, dass seine Frau
Roslyn Deutschlehrerin sei und ihre Kinder alle mehrfach zum
Austausch in Deutschland gewesen sind. Am Ende des Gesprächs tauchte
auch sie auf und die beiden luden uns spontan zu sich nach Hause ein,
um das Internet bei ihnen zu nutzen - das Internet im Café
funktionierte nicht und wir wollten natürlich gerne den Blog
aktualisieren. Gesagt, getan! So saßen wir also auf einmal bei einer
australischen Familie zuhause und unterhielten uns herzlich über
deren Zeiten in Deutschland und unsere Reisen in Australien. Wie sich
herausstellte ist ihr 80-jähriger Vater Deutscher und wohnt mit
seiner Frau nebenan. Nach einiger Zeit war es für uns Zeit
aufzubrechen, aber David und Ros luden uns ganz spontan für den
Samstagabend zum Känguruessen ein. Verrückt, aber so etwas
passiert, wenn man auf Reisen geht.
Erst stand uns aber noch der Freitag
bevor, und für diesen Tag hatten wir unsere Gastgeberin für eine
geführte Weintour (s.o.) gebucht. Als „designated driver“ fuhr
sie uns in unserem Mietwagen den ganzen Tag von einem Weingut und
Feinschmeckerladen zum zum nächsten. Angefangen haben wir in der
Milawa Gourmet Region in einem Café, bevor es zum ersten Weingut
ging. Brown Brothers ist ein Großbetrieb, der vom
Prosecco/Champagner bis zum süßen Dessertwein alles anbietet. Wie
überall in Australien kann man auch bei deren Cellar Door unter
hervorragender Beratung soviel und so lange probieren, wie man möchte
(und durchhält). Nachdem wir drei uns einmal durch deren halbe Karte
geschmeckt hatten, war es an der Zeit weiterzufahren. Nächste
Anlaufpunkte waren eine Käserei und ein Senfmühle, bei der wir uns
vom süßen Honigsenf bis zum Tripple-Chili-Senf durch die ganze
Bandbreite getestet haben. Weiter ging es zum nächsten Weingut, dem
kleinen King River Estate. Der Wein in diesem Weingut wird
vornehmlich nach biologischem Prinzip angebaut, also ohne Einsatz von
Chemikalien usw. Hier haben wir uns für die letzten Tage in
Australien einen leckeren roten Sangiovese mitgenommen. Weiter, immer
weiter – dieses Mal zur Gracebrook Vinery, wo uns hervorragendes
Mittagessen in einer ehemaligen Scheune serviert wurde. Am Nachmittag
standen dann noch die von ausgewanderten Italienern gegründeten
Weingütern Dal Zotto und Pizzini auf dem Programm, die uns
durchgehend mit tollen Rotweinen überzeugten. Wir konnten uns nicht
ganz zurückhalten und haben noch eine Flasche für den Känguruabend
und eine für uns mitgenommen. Irgendwie sind wir auf den Geschmack
gekommen :-) Wie ihr euch vorstellen könnt, war am Abend nicht mehr
besonders viel mit uns anzufangen und so verbrachten wir die letzten
Stunden des Tages auf der Couch in unserem gemütlichen Cottage, mit
wärmendem Kaminfeuer und den Leckereien aus der Region.
Nach der freitäglichen Völlerei
musste am Samstag mal wieder ein Bewegungsprogramm her. Auf mehrfache
Empfehlung hin fuhren wir zum Mt. Buffalo Nationalpark, wo wir bis
zum späten Nachmittag mehrere kleine Wanderungen unternahmen.
Nachdem wir ein paar Wasserfälle und Aussichtspunkte besucht hatten,
ging es am Ende zum sprichwörtlich krönenden Abschluss noch zu „The
Horn“, der Bergspitze auf über 1.700 Metern Höhe. Hier eröffnete
sich uns bei bestem Wetter ein schöner 360° Blick auf die weite
Landschaft zu unseren Füßen. Danach mussten wir uns beeilen wieder
zurück zu kommen, denn wir waren ja für 18:30 Uhr zum Känguruessen
eingeladen. Unsere Gastgeber David, Ros und ihre Mutter Alexia
überraschten uns erst einmal mit Früchten, Käse und Gourmet-Dips
zur Vorspeise, bevor es dann zum Hauptgang mexikanisch angehauchte
Kängurulasagne gab - eine sehr leckere Kombination, dazu Kartoffeln,
Salat, Bohnen und natürlich Rotwein. Zur Nachspeise wurde uns dann
noch Eis mit frischen Beeren aufgetischt und (natürlich) deutscher
Schnaps gereicht. Die ganze Familie und das ganze Haus atmete
Deutschland: Biersteine über dem Kamin, Küchentücher mit
aufgestickten deutschen Sprüchen und natürlich reichlich deutsche
Sprache, Lieder usw. Es fehlte nur Roslyns deutscher Vater, der
leider mit einer dicken Erkältung im Bett lag. Alles in allem war es
ein herrlicher Abend zu sechst, geprägt von einer einnehmenden
Herzlichkeit und Gastfreundlichkeit. Ein tolles und mit Sicherheit
auch prägendes Erlebnis.
Nach über 7 Stunden Fahrt sind wir
heute Abend in Sydney angekommen und haben Carstens Mutter an ihrem
Hotel abgesetzt, wo sie morgen früh ihre Reisegruppe für die
kommenden zwei Wochen treffen wird. Für uns geht es am Freitag
weiter nach Singapur und wir werden versuchen uns vorher nochmal mit
einem Bericht zu Australiens heimlicher Hauptstadt zu melden.
Bis dahin verbleiben wir wie immer mit
lieben Grüßen in die Heimat,
Carsten & Simone