24.11.2012

Erholung am Inle See


Hallo Zusammen,


wir melden uns zurück nach vier ruhigen Tagen in Nyaung Shwe, einem kleinen Dorf am Inle See. Die Anreise verlief reibungslos, um kurz nach acht fuhr der wirklich ordentliche, klimatisierte Bus an unserem Hostel vor und los ging die Reise. Wovor uns andere Reisende bereits gewarnt hatten, wurde schnell Wirklichkeit: die Temperaturen im klimatisierten Bus sind so niedrig, dass man mindestens eine Fleecejacke braucht, und Ohrstöpsel sind ein absolutes Muss, weil nahezu ununterbrochen burmesische Karaoke auf einem selbst montierten Flachbildschirm läuft – schreckliche 80er Jahre Musikvideos inklusive. Aber wir waren vorbereitet. Während der gut 8 Stunden Fahrt (inkl. Mittagspause) zogen verschiedene Landschaften vorbei, und wir konnten wieder zahlreiche Eindrücke von der Armut und Einfachheit der Lebensbedingungen auf dem Land gewinnen. Unser Unbehagen verstärkte sich, als wir nach etwa einer Stunde Fahrt eine Unfallstelle passierten. Der Unfall hatte sich gerade erst ereignet, und wir konnten nur einen umgekippten Motorroller, eine Stoßstange und einen Mann mit einem regungslosen Mädchen im Arm sehen, bevor der Bus weiter rollte. Wir haben keine Ahnung, was sich abgespielt hat, und mit welcher Konsequenz, aber die Aussicht auf schnelle medizinische Versorgung der Opfer dürfte gering gewesen sein.

Dementsprechend trüb war die Stimmung, als wir in Nyaung Shwe ankamen, zumal Carsten auch immer noch nicht fit war. Unser Hotel machte aber einen sehr netten Eindruck, und so bezogen wir unser Quartier und machten es uns gemütlich. Der Dienstag lässt sich recht schnell zusammenfassen – frühstücken, sich von den letzten Nachwehen der Magen-Darm Geschichte erholen, lesen, spielen, einen Rundgang durch Nyaung Shwe machen, lesen, lecker essen gehen, schlafen :-)


Am Mittwoch ging es dann auf eine Inle-See-Tour – der Klassiker der touristischen Aktivitäten in der Region. Um acht wurden wir von unserem englischsprachigen Führer und seinem Bruder, dem Bootsmann, abgeholt, und dann ging es zu Fuß zum Bootsanleger. Hier warteten noch etwa 50 andere Boote auf diverse Reisende, aber wir sollten schnell merken, dass der See so groß war, dass sich die Touristen-Massen schön verteilten. Bei dichter Bewölkung und angenehmen Temperaturen ging es los, vier in einem Boot, erst den Kanal entlang und dann auf den See. Und hier konnten wir so langsam verstehen, warum der Inle-See als eines der beliebtesten Reiseziele gilt – er ist einfach wunderschön. Relativ klares Wasser, Fischerboote, Ein-Bein-Ruderer, schwimmende Gärten, auf Stelzen gebaute Dörfer im See, alles umrahmt von Bergketten.

Unsere erste Station, nachdem wir schon ein schwimmendes Dorf durchquert hatten, führte uns zum Markt in einem der kleinen Dörfer rund um den See. Der Markt findet jeden Tag in einem anderen Dorf statt, so dass alle regelmäßig die Chance haben, ihre Waren zu verkaufen oder selbst einzukaufen. Unser einheimischer Führer lotste uns schnell an den Souvenirständen vorbei, so dass wir den Teil des Marktes sehen konnten, der vor allem von Burmesen besucht wurde. Die Vielfalt an Waren, an Ständen und an Menschen war sehr beeindruckend, auch wenn wir meistens gebückt an den Ständen vorbeihuschen mussten – die Dächer sind doch eher für die Körpergröße der asiatischen Klientel ausgerichtet, nicht für durchschnittliche Mitteleuropäer :-) Gemüse, Fleisch, Gewürze, Reis, Tofu, Fisch, teilweise noch lebendig, Kleidung, Messer, … alles gab es zu kaufen. Dazu konnte man neben den gewöhnlichen Streunern auch noch das ein oder andere Hundebaby bewundern – hier dürften genug Reste zusammengekommen sein, um alle Tiere satt zu machen.

Danach ging es weiter zu den traditionellen Webern – einer der vielen Touristen-Hotspots auf dem See. Hier wurde uns erklärt, wie Lotusfasern gewonnen und zu Garn gesponnen werden, und wir konnten die Fertigung von Stoffen auf Webrahmen ansehen. Im angeschlossenen Geschäft gab es dann zwar auch industriell gefertigten Waren, aber eben auch handgewebte Schals und Longhis (traditionelle Röcke für Männer und Frauen), die als Mitbringsel allerdings unerschwinglich waren.

Unsere nächste Station führte uns zu den Tabakhändlern. Hier werden Naturzigaretten noch per Hand gerollt. Der Tabak wird mit Anis oder anderen Früchten / Gewürzen angereichert, per Hand in Tabakblätter oder Maisblätter eingerollt, mit einem Maisfilter versehen und mit Naturklebstoff aus Reis zusammengeleimt. Natürlich mussten wir probieren, und trotz des natürlichen Aromas ist Rauchen einfach nichts für uns. Ein paar der Zigaretten haben wir trotzdem mitgenommen ;-)

Dann war es Zeit für eine Mittagspause – unser Bootsmann navigierte uns fachmännisch in ein kleines Dorf mit zahlreichen Restaurants und einem großen Tempel, in dem 5 berühmte Buddha-Statuen stehen. Die 5 Statuen sind aber inzwischen schon so mit Blattgold von frommen Spendern überzogen, dass man die Gestalt des Buddha gar nicht mehr erkennt, es sind eigentlich nur 5 Goldknubbel. Die Pause auf einer schattigen Terrasse war uns sehr willkommen, da inzwischen der Himmel aufgeklart war und die Sonne wirklich brannte. Am Nachmittag ging die Touristen-Tour weiter. Was hier allerdings negativ klingt, war wirklich schön – auch wenn es zwischendurch immer Verkaufsstationen gab, so konnte man auch einiges lernen, sich die Sachen ansehen und problemlos wieder gehen, ohne etwas mitzunehmen. Und die Bootsfahrerei auf einem schönen See bei herrlichem Wetter ist natürlich toll.

Nach einem Stopp in einer Silberschmiede – ebenfalls ein Traditionshandwerk, denn Myanmar ist reich an Edelmetallen und Edelsteinen – ging es weiter durch ein Fischerdorf zu einem Geschäft, das von zwei Langhalsdamen geführt wurde. Die Langhalsfrauen (keine Ahnung, ob das die offizielle Bezeichnung ist) leben eigentlich in einem südlicheren Staat Myanmars, der für Touristen nicht offen ist, und so haben sich die beiden Frauen entschlossen, ihre Lebensweise am Inle-See den westlichen Besuchern näher zu bringen (und dabei vllt. noch etwas zu verkaufen). Es ist krass, dass in dieser Kultur Mädchen schon im Alter von neun Jahren ihre ersten 5 Ringe umgelegt bekommen. Die Zahl wird dann alle paar Jahre erhöht, bis sie dann mit 19 Jahren bei der Maximalzahl von 24 Ringen angekommen sind. Uns wurden 3 Gründe genannt, warum Frauen die Ringe tragen (und wir sind nicht sicher, ob wir sie richtig verstanden haben): 1. Als Schutz vor Tigerangriffen (früher), 2. Das Volk versteht sich als Nachkommen der Drachen und wollen als solche der Erscheinung ihrer Drachenmutter ähnlich werden, 3. Weil es kulturelles Erbe ist, das von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Sachen gibts...

Nach einer Bootstour durch die schwimmenden Tomatenfelder machten wir noch Halt an einem Kloster, das berühmt ist für seine springenden Katzen – die Mönche haben es hier wohl geschafft, die Katzen zu trainieren. Die Viecher waren allerdings faul als wir kamen, und so gab es neben einer schönen Aussicht und einem Überblick über das Leben Buddhas nur schlafende Katzen zu bestaunen. Danach ging es zurück über den See, noch einmal kurz halten für den Sonnenuntergang und dann zurück nach Nyaung Shwe. Alles in allem war es ein herrlicher Tag, sehr abwechslungsreich und entspannt.

Der Donnerstag war vor allem eins: heiß. Und so konnten wir uns nicht wirklich aufraffen, Fahrräder zu mieten oder sonst allzu aktiv zu werden. Ein Spaziergang über den Markt war die einzig nennenswerte Aktion neben lesen, faulenzen und abends lecker essen gehen. Nett war, dass wir für einen Tag noch ein größeres Zimmer mit eigenem Balkon beziehen konnten, weil der Besitzer des Hotels für unser Zimmer einen mehrtägigen Nachmieter gefunden hatte, das große Zimmer aber leer stand. Am Freitag konnten wir dann vom Balkon noch eine große Spendenprozession aller Schulkinder der Umgebung verfolgen, bevor es ans Packen ging. Um 16 Uhr machten wir uns zur Busstation auf, wo uns der Nachtbus nach Yangon erwartete. Wir hofften auf eine ähnlich angenehme Fahrt wie am Montag, mussten aber leider schnell erkennen, dass dem nicht so werden sollte. Der Bus war deutlich älter und die Sitze unbequemer, aber es sollte ja noch viel besser werden. Bis wir endlich um Mitternacht(!) den Yangon-Mandalay-Highway erreicht hatten, musste man das Gefühl haben, der Bus hält an jeder verdammten Milchkanne. Kein Wunder, dass der die ganze Nacht braucht. Zudem fiel nach wenigen Stunden die Klimaanlage aus, so dass es im vollbesetzten Bus irgendwann muckelig warm. Schlechte burmesische Karaoke und Filme taten ihr Übriges zur Stimmungslage. Am Busbahnhof angekommen, erwartete uns dann noch der letzte Teil der nicht enden wollenden Odyssee. Der auf unserer Google-Karte eingetragene Busbahnhof war nicht der, an dem wir uns wiederfanden. Und das Hotel war auch nicht in der Straße, die uns der ach so beliebte Suchmaschinengigant ausgespuckt hatte. Ein netter burmesischer Englischlehrer und ein halbwegs ortskundiger Taxifahrer brachten uns dann am Ende aber irgendwie doch noch an unser Ziel: Das Alfa Hotel in Yangon, in das wir nun nach über 16 Stunden Ochsentour eingecheckt haben und wo wir uns jetzt erst einmal ne Mütze Schlaf gönnen werden. Morgen werden wir uns dann in Ruhe die Stadt ansehen und am Montag wieder nach Bangkok zurückkehren. Von dort werdet Ihr auch das nächste Update bekommen.

Viele Grüße in die Heimat,

Carsten & Simone


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen