13.11.2012

Mandalay - und wir dachten, Bangkok sei krass...


Hallo Ihr Lieben,

wir melden uns mit einem ersten Bericht aus Myanmar. Unsere Zeit in Mandalay war überwältigend, anstrengend, atemberaubend. Nach sehr kurzer Nacht ging es am letzten Samstag früh morgens zum alten Flughafen in Bangkok (von dort starten die asiatischen Billigflieger). Pünktlich um zehn nach neun erhob sich der Flieger von AirAsia mit uns an Bord in die Lüfte gen Mandalay, wo wir nur nach nur eineinhalb Stunden Flug sicher gelandet sind. Der Flughafen ist riesig, ein sehr gutes Beispiel für die schlechte Planung der Militärregierung, denn mit gerade mal 2-3 Flügen am Tag läuft der Laden deutlich unter Kapazität. Nach Grenz- und Zollkontrolle konnten wir unser Gepäck in Empfang nehmen und uns in die Schlange am Wechselschalter einreihen. Die Währungsgepflogenheiten sind eher eigenwillig – man kann in Myanmar nur fast nur Dollarscheine in Landeswährung wechseln, und auch nur dann, wenn sie neu, nicht geknickt, eingerissen oder fleckig sind. Tja, und wenn die Seriennummer der Dollarnoten mit CB beginnt, hat man sowieso verloren. Verrückt... Nach einer halben Ewigkeit konnten wir dann 84 200 Kyat in Empfang nehmen (umgerechnet 100 USD) und uns mit dem Sammeltaxi nach Mandalay durchschlagen.

Dort angekommen, konnten wir erleichtert feststellen, dass unsere telefonische Buchung geklappt hatte. Im AD1 Guesthouse wartete ein wirklich einfaches, aber halbwegs sauberes Zimmer auf uns, mit funktionierender Klimaanlage und Badezimmer auf Campingplatzniveau. Nach dem Gepäck abladen ging es gleich mit einem Mitreisenden, den wir am Flughafen kennen gelernt hatten, auf Erkundungstour. Unser Gästehaus lag in einer kleinen Straße direkt an einem kleinen Tempel, neben einem Internetcafé und einem Straßenmarkt, wo es von getrocknetem Fisch über Gewürze, Obst und Gemüse alles gab. Die Luft in Mandalay ist deutlich besser als in Bangkok, aber die Gerüche sind fast noch intensiver. Überall sitzen Händler, die Waren werden weiterverarbeitet, die Warenstände werden gefegt, oder man sitzt und redet oder schaut dem bunten Treiben zu. Schon von der ersten Minute unserer Tour an wurden wir zur Hauptattraktion. Scheinbar gibt es noch nicht so viele Touristen in Mandalay, auf jeden Fall haben wir alle Blicke auf uns gezogen, die Leute kicherten, guckten uns an, jeder winkte uns zu und lächelte uns an, der ein oder andere traute sich auch, hallo zu rufen. Alle waren unglaublich freundlich.

Auf der Suche nach dem Restaurant, das man uns im Hostel empfohlen hatten, kamen wir an einer Hochzeitsfeier vorbei und wurden gleich resolut ins Lokal gewunken. Alle Gäste schienen begeistert, uns zu sehen, wir mussten uns setzen, Eis und Süßigkeiten essen und mit dem Brautpaar für das Hochzeitsvideo posieren. Der Vater der Braut schien unglaublich stolz, einen solchen Spezialeffekt für die Hochzeit organisiert zu haben. Für uns war die Freundlichkeit auf jeden Fall eine wirklich besondere Erfahrung. Der erste Abend war für uns dann allerdings früh zu Ende, da der Tag lang, heiß und ermüdend war.

Der nächste Morgen begann mit einem Paukenschlag. Kurz nachdem der Wecker geläutet hatte, begann unser Hostel zu wackeln und zwar richtig – Boden, Wände, Fensterrahmen, Deckenventilator. Im ersten Moment haben wir nicht realisiert was passiert, aber nachdem nach 10 Sekunden die Erschütterungen nicht aufhörten, kam uns der unglaubliche Gedanke, dass es sich wohl tatsächlich um ein Erdbeben handeln könnte. Also haben wir uns vorschriftsgemäß zwischen den Türpfosten postiert (einer zum Flur, einer zum Bad hin) und nach weiteren 20 Sekunden kehrte wieder Ruhe ein. Das Ganze hat uns einen ziemlich großen Schreck eingejagt, zumal das Beben mit einer Stärke von 6,6 in Mandalay doch recht stark war (im Epizentrum wurden über 7 gemessen), aber uns ist nichts passiert...


Nach einem ausgedehnten Frühstück ging es mit einigen anderen Gästen auf zum Fahrradverleih. Wer die Verkehrsverhältnisse in Mandalay nicht kennt, wird im ersten Moment nicht verstehen, welche Risikobereitschaft und Abenteuerlust sich hinter dem Entschluss verbergen, mit dem Fahrrad die Stadt zu erkunden. Es gibt geschätzt drei Ampeln in Mandalay, und das war es an Verkehrsregulierung. Keine Schilder, keine Fahrbahnmarkierungen, keine Regeln, bis auf eine: wer am lautesten hupt, hat Vorfahrt. Überladene LKW, Fahrräder mit Anhängern, dazwischen Motorroller mit 3 Mann Besatzung, alles kreuz und quer durcheinander. Dazwischen vier Deutsche und ein Amerikaner auf geliehenen Fahrrädern, ohne Helm und ohne Ahnung... Aber auch diese Herausforderung haben wir spielend gemeistert. Bei strahlend blauem Himmel und 30 Grad sind wir am Großen Palast vorbei, durch Geschäftsstraßen und schließlich zum Mandalay Hill geradelt, einem mit Tempeln und Pagoden bebautem Hügel nördlich der Stadt. Nach steilem Treppenaufstieg konnten wir von dort oben einen wunderschönen Sonnenuntergang bewundern und mit vielen Mönchen und anderen Burmesen, die ihr Englisch verbessern wollten, ins Gespräch kommen.

Am Montag haben wir uns beim Frühstück ganz spontan zwei Reisenden angeschlossen, die mit einem Taxi das Umland erkunden wollten. Auf dem Plan standen Sagaing, Inwa und der Sonnenuntergang über der U Bein Brücke, der längsten Teakholz-Pfahlbrücke der Welt. In Sagain erwarteten uns – wie könnte es anders sein – Pagoden und Tempelanlagen ohne Ende. Wieder ging es einen Berg hinauf, und überall gab es abzweigende Pfade, Treppen und Wege, die zu verschiedenen kleinen und großen Tempelanlagen führten. Allerdings erkennt man wie schon am Tag zuvor auf dem Mandalay Hill auch hier die Zeichen des immer stärker aufkommenden Tourismus – überall gibt es Stände mit Getränken und Souvenirs, und überall muss man für alles bezahlen, wenn auch für deutsche Verhältnisse nur Kleckerbeträge. Nach Sagain ging es zum Bootsanleger für die Überfahrt nach Inwa, einem kleinen Dorf mit ebenfalls berühmtem Kloster. Hier haben wir nach dem Mittagessen allerdings beschlossen, die „berühmte“ Kutschfahrt ins Klosterdorf auszulassen, und uns stattdessen einfach auf schattige Liegen am Fluss verzogen. Herrlich... 



Der letzte Stopp des Tages an der U Bein-Brücke bescherte uns einen noch schöneren Sonnenuntergang als am Vortag und zeigte die Landschaft, die wir uns vorgestellt hatten – das Flussdelta im Abendlicht, Tempel, ein paar Reisfelder. So klischeehaft und doch wunderschön, wenn man den Müll außer Acht lässt, der überall rumliegt. In Mandalay und Umgebung gibt es noch keine geregelte Müllabfuhr. Dafür, dass sich keiner für Müllbeseitigung zuständig füllt, sind die Straßen in Mandalay relativ sauber, außerhalb der Stadt findet man aber häufig Müllfelder, weil die Menschen ihre Abfälle einfach im Umland verteilen. Myanmar  ist eben doch noch ein Entwicklungsland, was an der schlechten Infrastruktur immer wieder deutlich zu sehen ist.

Heute, an unserem letzten Tag in Mandalay, bevor es mit dem Boot weitergeht, haben wir uns erneut auf Leihräder geschwungen und sind zur Kuthodaw Paya gefahren, dem „größten Buch der Welt“. Hier hat jede der steinernen Inschriftentafeln eine eigene kleine Pagode, man kann also durch ein weißes Pagodenmeer laufen. Da unsere neu gewonnenen Burmesischkenntnisse jedoch nicht zum Lesen reichte, können wir hier leider keine buddhistischen Weisheiten zum Besten geben ;-) Der Rest des Tages steht nun unter dem Motto Entspannung, denn Abfahrt nach Bagan ist für morgen früh 5:30 angesetzt, und wir werden um 4:30 abgeholt...

Der nächste Bericht folgt dann aus Bagan. Bis dahin viele Grüße in die Heimat,

Carsten & Simone

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